FAMILIENBILDUNG stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt, aber braucht dafür bessere finanzielle Absicherung
Die sich gegenwärtig überlagernden Krisen treffen Familien besonders hart. Sie möchten
ihren Alltag weiterhin selbstbestimmt gestalten und suchen vielfältig nach Bestärkung, Rat
und Austausch. Familienbildung ermöglicht es Eltern in herausfordernden Lebenslagen,
Kompetenzen zur konkreten Krisenbewältigung zu erwerben und bietet ihnen
Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch und zur Alltagsreflexion. Mit professionellen,
generationen- und milieuübergreifenden Lerngelegenheiten konnten Familien bereits unter
Pandemiebedingungen unterstützt werden. Seither sind Familienbildungseinrichtungen
stärker auch als Stabilitätsfaktor des Familienalltags gefragt. Mit ihren Programmen können
sie zeitnah und innovativ auf aktuelle Herausforderungen reagieren. Immer wieder
konzipieren sie neue, zum Teil auch kostenlos nutzbare Bildungsangebote.
In diesen Zeiten brauchen Familien nicht weniger, sondern mehr unterstützende und
entlastende Bildungsangebote. Allerdings ist das breite und niederschwellige
Angebotsspektrum der Familienbildung gefährdet: die allgemeinen Kostensteigerungen
sowie Einsparungen in den kommunalen Haushalten belasten die Budgets. Mehrkosten und
unzureichende Finanzierung müssen trotz Gemeinwohlorientierung vielfach durch erhöhte
Teilnahmegebühren kompensiert werden. Das explorative und milieuübergreifende
Angebotsspektrum wird reduziert, da es finanziell stark risikobehaftet ist und besonders
von zusätzlichen Förderungen abhängt. Doch Familienbildung darf kein Privileg werden.
Kostenlose, niederschwellige und neu zu etablierende Angebote sind unverzichtbar, wenn
sie weiterhin allen Familien offenstehen sollen. Deswegen sind Familienbildungsträger
stärker finanziell darin zu unterstützen, ihre Unterstützungs- und Bildungsangebote auch
für Familien mit niedrigen oder prekären Einkommen vorhalten zu können. Diesem Bedarf
wird weder die sich abzeichnende Haushaltspolitik im Bund gerecht noch werden es die für
Familienbildung bereitgestellten Mittel in den Ländern und Kommunen.
Als Kooperationsverbund Familienbildung fordern wir Kommunal-, Landes- und
Bundespolitik auf,
¬ die gemeinwohlorientierte Familienbildung politisch und finanziell zu stärken, mit
dem Ziel, sie offen zu halten für alle Familien, die Rat, Austausch und Bestärkung
suchen;
¬ kurzfristig und unbürokratisch finanzielle Hilfen für Familienbildungsträger
bereitzustellen, die es ihnen erlauben, bei steigenden Kosten weiterhin auch
präventiv wirksame Lern- und Begegnungsorte zu bieten;
¬ mittelfristig auch die Grundfinanzierung der Träger robuster zu gestalten, damit
Familien künftig eher mehr als weniger zu sozialverträglichen Konditionen
gemeinsam und voneinander lernen können.
Wir fordern die Bundespolitik auf, diesbezüglich initiativ zu werden und eine koordinierte
Abstimmung mit den Ländern und Kommunen anzubahnen.
Eine für alle zugängliche Familienbildung ist mehr denn je nötig. Und dafür braucht es
finanzielle und nachhaltige Absicherung.